Schweizer Gärten werden oft kleinlichst gepflegt, sodass alle Hecken, Blumen, Bäume und der Rasen ordentlich aussehen und einer Norm entsprechen. Doch diese Ordentlichkeit geht auf Kosten der Artenvielfalt: Insekten brauchen Blumen und Altholz, die Vögel sind wiederum auf zahlreiche Insekten angewiesen und Igel mögen wuchernde Büsche oder einen Laubhaufen zum Überwintern. Mit einigen Tricks ist es ganz einfach, den Garten naturnäher zu gestalten und einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Dabei ist es nicht einmal nötig, besonderen Aufwand zu betreiben. Manchmal ist genau das Gegenteil – also das Spiel der Natur zu überlassen – alles was es braucht.
Naturinseln gestalten
Stecken Sie Bereiche in Ihrem Garen ab, wo Sie in Zukunft nur noch minimale Gartenarbeit verrichten werden. Anstatt zu Mähen und zu Jäten, schauen Sie zu wie alles wächst und gedeiht. Mit den wilden, einheimischen Pflanzen werden Sie schnell auch Tiere wie Wildbienen und Schmetterlinge beobachten können, die sich wieder ansiedeln.
Falls Sie dennoch ein wenig nachhelfen möchten und bunte Blumen mögen, können Sie eine Blumenweise aussähen. Die Samen dazu gibt es in allen Gartenabteilungen der Supermärkte. Den Boden freilegen, wässern, allfällige Schnecken entfernen, die Samen aussähen und etwas in den Boden drücken. Nach einigen Wochen werden Sie eine wertvolle Wiese voller Blumen und Tiere beobachten können.Bis frisch angelegte Blumenwiesen in voller Pracht blühen, braucht es etwas Geduld. Ihre volle Farbenpracht erreichen sie erst nach zwei bis drei Jahren und entwickeln sich dann von Jahr zu Jahr weiter.
Wichtig ist auch, dass Blumenwiesen auf keinerlei Chemie angewiesen sind. Sie benötigen also weder Dünger noch Pestizide, um zu gedeihen.
Hecken
Hecken dienen meist als Sichtschutz und bestehen in der Schweiz oftmals aus Thuja. Doch die immergrüne Pflanze ist nicht einheimisch und gilt als invasiver Neophyt. Ausserdem bietet sie den Tieren weder Lebensraum, noch Nahrung. Weichen Sie deshalb lieber auf einheimische Alternativen aus wie Eibe, Stechpalme, Liguster oder Kornelkirsche. Des Weiteren empfiehlt es sich, mehrere verschiedene Pflanzenarten in die Hecke zu integrieren und die Sträucher so zuzuschneiden, dass Vögel in sie eindringen und Nistplätze schaffen können. Wenn die Hecke nicht zu einer Strasse oder Nachbarn gerichtet ist, versuchen Sie diese nur selten zu schneiden. So geben Sie Blüten und Früchten eine Chance zu gedeihen. Ein weiterer Tipp für naturnahe Hecken ist, Gartenabfälle wie Laub, ein hölzerner Zaunpfahl, Steinhaufen oder abgestorbene Baumstrünke nicht zu entsorgen, sondern in der Hecke zu deponieren. Dort bietet es Unterschlupf und Nahrung für viele Tiere wie Igel, Würmer, Insekten oder Blindschleichen und wird von kleinen Bodelebewesen zu nährstoffreichem Humus zersetzt.
Neophyten
Genau wie Thuja gibt es in Schweizer eine Menge weiterer gebietsfremder Pflanzen, die sich auch ausserhalb des Gartens ausbreiten und einheimische Pflanzen verdrängen können. Zu invasiven Neophyten gehören beispielsweise Sommerflieder, Robinien, Kirschlorbeer, Götter- oder Essigbäume. Diese Pflanzen sollten vermieden oder sogar aktiv bekämpft werden, da sie entweder die menschliche Gesundheit, die Biodiversität oder die Landwirtschaft schädigen können.
Wasserstellen und Biotope
Wussten Sie, dass Bienen nebst Nahrung aus Nektar und Pollen, so wie alle anderen Lebewesen auch, Wasser brauchen? Einen Großteil ihres Wasserbedarfes deckt der gesammelte Nektar. Doch Bienen benötigen Wasser nicht nur, um ihren eigenen Durst zu stillen oder ihre Brut zu ernähren. Sie verwenden es auch zum Kühlen des Bienenstockes an heißen Tagen. Biotope und kleinere Wasserstellen dienen also nicht nur als wichtige Lebensräume für Fische, Grasfrösche oder Bergmolche, sondern auch für durstige Igel, Vögel und Insekten.
Beachten Sie, dass niemals Tiere im Biotop ausgesetzt werden sollten. Wenn der Standort des Gewässers für die Tiere passt, finden sie den Weg dorthin von alleine.
Wenn Sie diese Ratschläge befolgen, dann können sich in Ihrem Garten bis zu 1000 verschiedene Tierarten ansiedeln. Dieser Effekt vergrössert sich exponentiell, je mehr naturnahe Gärten nebeneinanderliegen und je grösser ihre Fläche ist. Motivieren Sie also unbedingt auch Ihre Nachbaren!